Einführung in den Workshop
Hier geht es los! Bevor wir uns mit der Modellierung von Nachhaltigkeit beschäftigen, sollten wir einer guten Tradition in der Wissenschaft folgen und erst einmal klären um was es sich dabei handelt.
Eine kleine Geschichte der Nachhaltigkeit
Ressourcenverknappung führt zum Nachdenken
Nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit sind zum Modewort fast schon zu einem zu einem modischen Konzept für nahezu alle Themenbereiche geworden. Doch warum ist der Begriff in aller Munde, so erfolgreich und doch gleichzeitig so schwer konkret zu fassen?
Um zu verstehen, wie sich das heutige Verständnis der Nachhaltigkeit in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt hat, hilft es kurz zu beleuchten aus welchen Ursprüngen das Konzept entstanden ist.
Der Begriff Nachhaltigkeit wird erstmalig 1713 vom sächsichen Verwaltungsbeamten Hans Carl von Carlowitz verwendet. Er definiert als grundlegendes Prinzip eine Ressourcen-Nutzung, die die Erhaltung der wesentlichen Eigenschaften und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des Waldes beinhaltet.
Auch im 18. Jarhundert analysierten und beschrieben die frühen politischen Ökonomen wie Adam Smith und etwas später Thomas Robert Malthus, den weiter gefassten Zusammenhang von Ressourcenverfügbarkeit, Tragfähigkeit, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit.
Auf diesen Grundlagen entwickelten vor allem Naturwissenschaftler im 19. und 20. Jahrhundert verschiedene aus ihre Fachrichtungen hervorgehende Auffassungen zur nachhaltigen Naturnutzung. Vor allem prägten sich zwei bis heute existierende Strömungen aus. Auf der einen Seite anthropozentrische Umweltschützerinnen, die den Schutz der natürlichen Ressourcen für einen nachhaltigen Konsum in den Vordergrund stellen und auf der anderen Seite biozentrische Naturschützerinnen, für die Erhaltung der Natur aufgrund ihres Wertes an sich in den Vordergrund stellen.
Das heutige Verständnis der Nachhaltigkeit
All diese Strömungen wurden jedoch erst in den 1970er Jahren zum globalen “modernen Konzept” der Nachhaltigkeit. In dem Bericht Grenzen des Wachstums des Club of Rome wird ein “nachhaltiges Weltsystem” gefordert was als das erste moderne Auftauchen des Begriffs ist, der rasant aufgegriffen wird: z.B. die Kommission des Ökumenischen Rates der Kirchen für 1974 formuliert die Idee einer “nachhaltigen Gesellschaft” und die erste grüne Partei (in Großbritannien) die verabschiedete 1975 ihr “Manifest für eine nachhaltige Gesellschaft” verabschiedet. Allerdings braucht es bis 1987 als die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, die sogenannte Brundtland-Kommission ihren Bericht veröffentlicht der “nachhaltigen Entwicklung” definiert als:
“[…] eine Entwicklung, die den Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit der künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen”
Dieser Bericht löst eine weltweite Diskussion aus die schließlich 1992 in den “Erdgipfel von Rio” mündet. Sensationell trafen sich 114 Staatsoberhäupter und unzählige Nicht-Regierungsorganisationen und einigten sich in der “Rio-Erklärung” verpflichtend auf das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung - bis heute als “Agenda 21” bekannt.
Heute wird üblicherweise diese nachhaltige Entwicklung als wechselwirkende Prozesse zwischen den Drei Säulen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft verstanden - gleichsam als Bild für die notwendigen und unterschiedlich gewichteten Kompromisse zwischen (scheinbar) gleichermaßen wünschenswerten Zielen.
Von der grauen Theorie zur konkreten Anwendung
Nachdem wir nun festgestellt haben dass es sich bei dem Begriff um viel Theorie und Politik handelt sollten wir uns erinnern das vor ziemlich genau 50 Jahren bereits ein konkretes Modell diese Diskussion ausgelöst hat.
Also wenn du dich für die wissenschaftlichen Grundlagen der nachhaltigen Entwicklung interessierst, kommst du an dieser “Ur-Studie* Grenzen des Wachstums des Club of Rome kaum vorbei. Sie beschreibt quantitativ und für jeden nachvollziehbar (und daher auch diskutier- und kritisierbar) konkret das von Malthus erstmalig benannte Tragfähigkeitproblem anhand weltweiter Wirkungsmechanismen von eben diesen drei Säulen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.
Als Grundlage für den Bericht wurde von Jay Forrester ein mathematisches Modell, das sogenante Weltmodell entwickelt, das die wesentlichen Zusammenhänge und Wechselwirkungen anhand von Gleichungen beschreibt. Um auf dieser Grundlage zu einer konkreten Aussage zu kommen wurden alle zur damaligen Zeit benötigten und verfügbaren Daten eingespeist. Da dieses Modell computergestützt entwickelt wurde kann es durch Simulationen Vorhersagen machen. Mit weiteren Wissenschaftlerinnen zusammen haben dann seine Studierenden Donella and Dennis Meadows auf diesem Modell ihre Analysen für den Grenzen des Wachstums Bericht durchgeführt.
Systemdynamik - das Weltmodell 30 Jahre später
Die Simulationen des waren der Ausgangspunkt die Grenzen des Wachstums ohne Echtwelt-Experiment quantitativ aufzuzeigen und so erneut die Notwendigkeit von Ressourcenknapheit und sinnvollem Ressourceneinsatz aufzuzeigen und zur Diskussion zu stellen.
Forrester hatte nicht nur das Welt Modell entwickelt sondern auch in Zusammenarbeit mit MIT Kollegen das Konzept der graphischen dynamischen Modellierung entwickelt. Dies ist eine deutliche Vereinfachung gegenüber herkömmlicher Programmierung durch graphische Elemente denen entsprechende Formeln und Wirkungen zugewiesen werden.
Da sowohl das Weltmodell als auch derartige Programmierumgebungen stetig weiter entwickelt wurden können wir heute auf eine Vielzahl von Softwareprogammen und Weltmodellen zurückgreifen. Das bekannteste dürfte das Welt 3 Modell aus dem Jahre 2008 sein. Aufgrund seiner “Berühmtheit” ist es in nahezu allen Systemdynamik Programmierumgebungen verfügbar.
Dem Workshoppfad folgend ist dies nur eine kurze Einführung für die ihr 15 Minuten aufwenden solltet.
Für einen ersten kurzen Einstieg kann die Online Programmierumgebung Insightmaker verwendet werden, die eine großartige Leistungsmöglichkeit in die Systemdynamik bietet.
Du kannst dir das Welt 3 Modell, also die aktuelle Version des Original-Weltmodells online anschauen und mit Hilfe der Browser-gestüzten Software Insightmaker eigene Modellszenarien (Simulation) durchführen.
Probiert doch mal…
- führe eine Simulation mit dem Modell durch und lass dir die Ergebnisse anzeigen
- Schau dir die Graphik an und beschreibe wie die Wirkung auf dich ist
- Schau dir das Modell an - was ist dein Eindruck? Wie wirkt es auf dich?
Weiterführendes
Insightmaker
Insightermaker bietet noch viele andere implementierte Modelle. Du kannst dort auch eigene Modelle entwerfen und Simulationen durchführen.
Systemdynamische Modellierung - Eine kurze Einführung (englisch).