Modellierung und Simulation von nachhaltigen Prozessen

Hier geht es los!

Wir wollen uns in diesem Workshop mit der softwaregestützten Modellierung und Simulation von nachhaltigen Prozessen beschäftigen.

Bevor wir uns jedoch mit der Modellierung von Nachhaltigkeit beschäftigen, sollten wir einer guten Tradition in der Wissenschaft folgen und erst einmal klären um was es sich dabei handelt, oder besser noch handeln könnte.

Nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit sind zum Modewort fast schon zu einem zu einem modischen Konzept für nahezu alle Themenbereiche geworden. Doch warum ist der Begriff in aller Munde, so erfolgreich und doch gleichzeitig so schwer konkret zu fassen?

Was versteht ihr unter Nachhaltigkeit?

Für diese Einführung solltet ihr etwa 10 Minuten Zeit benötigen.

Ressourcenverknappung führt zum Nachdenken oder eine kleine Geschichte der Nachhaltigkeit

Um zu verstehen, wie sich das heutige Verständnis der Nachhaltigkeit in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt hat, hilft es kurz zu beleuchten aus welchen Ursprüngen das Konzept entstanden ist.

Der Begriff Nachhaltigkeit wird erstmalig 1713 vom sächsichen Verwaltungsbeamten Hans Carl von Carlowitz verwendet. Er definiert als grundlegendes Prinzip eine Ressourcen-Nutzung, die die Erhaltung der wesentlichen Eigenschaften und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des Waldes beinhaltet.

Auch im 18. Jarhundert analysierten und beschrieben die frühen politischen Ökonomen wie Adam Smith und etwas später Thomas Robert Malthus, den weiter gefassten Zusammenhang von Ressourcenverfügbarkeit, Tragfähigkeit, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit.

Auf diesen Grundlagen entwickelten vor allem Naturwissenschaftler im 19. und 20. Jahrhundert verschiedene aus ihre Fachrichtungen hervorgehende Auffassungen zur nachhaltigen Naturnutzung. Vor allem prägten sich zwei bis heute existierende Strömungen aus. Auf der einen Seite anthropozentrische Umweltschützerinnen, die den Schutz der natürlichen Ressourcen für einen nachhaltigen Konsum in den Vordergrund stellen und auf der anderen Seite biozentrische Naturschützerinnen, für die Erhaltung der Natur aufgrund ihres Wertes an sich in den Vordergrund stellen.

Das heutige Verständnis der Nachhaltigkeit

All diese Strömungen wurden jedoch erst in den 1970er Jahren zum globalen “modernen Konzept” der Nachhaltigkeit. In dem Bericht Grenzen des Wachstums des Club of Rome wird ein “nachhaltiges Weltsystem” gefordert was als das erste moderne Auftauchen des Begriffs ist, der rasant aufgegriffen wird: z.B. die Kommission des Ökumenischen Rates der Kirchen für 1974 formuliert die Idee einer nachhaltigen Gesellschaft und die erste grüne Partei (in Großbritannien) die verabschiedete 1975 ihr Manifest für eine nachhaltige Gesellschaft verabschiedet.

Allerdings braucht es bis 1987 als die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, die sogenannte Brundtland-Kommission ihren Bericht veröffentlicht der nachhaltigen Entwicklung definiert als:

“[…] eine Entwicklung, die den Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit der künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen”

Dieser Bericht löst eine weltweite Diskussion aus die schließlich 1992 in den Weltgipfel von Rio mündet. Sensationell trafen sich 114 Staatsoberhäupter und unzählige Nicht-Regierungsorganisationen und einigten sich in der Rio-Erklärung verpflichtend auf das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung - das in der Agenda 21 formuliert und in den 178 Unterzeichnerstaaten ratifiziert (in gültiges Recht umgewandelt) wurde.

Heute wird üblicherweise diese nachhaltige Entwicklung als wechselwirkende Prozesse zwischen den drei Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft verstanden. Hierfür gibt mehrere Konzepte, die bekanntesten sind:

  • das Drei-Säulen-Modell
  • das Dreiklang-Modell
  • das Nachhaltigkeitsdreieck

Nachfolgende Abbildung verdeutlicht die unterschiedlichen Konzpte graphisch.

Die drei klassischen Nachhaltigkeitsmodelle
Die_drei_klassischen_Nachhaltigkeitsmodelle. Das Drei-SäulenModell, das Dreiklang-Modell, das Nachhaltigkeitsdreieck. Grafik: Roland Mietke / CC BY-SA via commons.wikimedia.org,

Alle Konzepte sind gleichsam als Bild für die Prozesse und Interaktionen der drei Bereiche die die gewünschten oder notwendigen und unterschiedlich gewichteten Kompromisse zwischen (scheinbar) gleichermaßen wünschenswerten Zielen darstellen.